Österreich litt 2022 mit einer Jahresinflation von 8,6 Prozent unter der höchsten Inflation seit 1974. Damals betrug die Inflation 9,5 Prozent. Besonders stark war die Inflation im Oktober 2022, als die Teuerung im Vergleich zum Oktober 2021 um rund 11 Prozent in die Höhe schoss. Noch im Dezember 2022 betrug die Teuerung 10,2 Prozent. Gerade in Zeiten der Inflation stellt sich auch die Frage der Verteilungsgerechtigkeit.
Die Teuerungswelle frisst die Einkommenszuwächse einer breiten Bevölkerungsschicht auf. 2022 sind laut WIFO die Löhne in Österreich netto um drei Prozent gesunken. Im dritten Quartal 2022 gaben laut der Statistik Austria 36 Prozent der österreichischen Haushalte – das sind 2,3 Mio. Menschen – an, Einkommensverluste in den letzten 12 Monaten erlitten zu haben. Häufigster Grund für den Verlust an Kaufkraft ist nach wie vor die hohe Inflation. Ein Drittel der befragten Haushalte gab zudem an, in den kommenden 12 Monaten mit weiteren Einkommensverlusten zu rechnen. Im Vergleich zu den vorigen Quartalen war das ein Anstieg von 25 auf 33 Prozent.
Die Einkommensverluste haben Folgen: Knapp die Hälfte der Menschen mit Einkommensverlusten hat hauptsächlich bei den Ausgaben für Essen, Kleidung und andere Waren sowie Dienstleistungen gespart. Mehr als ein Viertel hat auf Ersparnisse zurückgegriffen. Rund drei Prozent mussten einen Kredit aufnehmen bzw. einen bereits bestehenden Kredit erhöhen. Sechs Prozent mussten sich Geld von der Familie oder im Freundeskreis ausborgen, um über die Runden zu kommen.
Während die breite Bevölkerung unter der Inflation leidet, schaut es bei den Gewinnausschüttungen börsennotierter Unternehmen ganz anders aus. Deren Aktionärinnen und Aktionäre haben sich schon 2021 Dividenden in Höhe von 3,53 Milliarden Euro auszahlen lassen. Auch 2022 wird die Gewinnausschüttung mit rund 3,39 Milliarden ähnlich hoch liegen. Denn die Unternehmen melden Rekordprofite